Ich glaube, das ist für jeden etwas anderes. Vielleicht Recherche, vielleicht Lesen, vielleicht Planen. Für mich ist es "leben" - oder vielmehr das Leben von Gefühlen. Meine Geschichten basieren alle auf Gefühlen und Charakteren. Komplexe Handlungen kann ich nicht wirklich gut erstellen und ich will auch gar nicht behaupten, dass meine Geschichten umwerfende, gut strukturierte Handlungen besitzen. Das tun sie nicht.
Meine Geschichten sind dazu da, um Menschen zu berühren. Auf emotionaler Ebene zu berühren. Ich plane nicht, ich recherchiere kaum, sobald die Geschichte zu wachsen beginnt. Meine Recherche findet im Vorfeld statt, ohne dass ich überhaupt weiß, dass ich für eine Geschichte recherchiere. Sobald ich genügend weiß, beginnen die Geschichten in meinem Kopf zu wachsen.
Meine Geschichten wachsen aus Sätzen, aus Gedankenbrocken, aus Gefühlen, aus einem einzigen Bild, manchmal auch nur aus dem Wunsch heraus, eine Geschichte über ein Thema zu schreiben. Farbenpunkte wuchs aus dem allerersten Satz und dem Wunsch zu Schreiben. Mehr gab es nicht. Einen Teil der Recherche machte ich während dem Schreiben - Auslandssemester, Kraftwerke an der Donau, Atlanta im Winter - doch die essentiellen Teile hatte ich zuvor bereits recherchiert und herausgearbeitet.
Stummes Lied wuchs ebenfalls aus dem ersten Satz und dem Bedürfnis meine Grenzen des Schreibens zu erweitern. Es war ein Experiment, ob ich in der Ich-Form schreiben kann oder ob ich mehr ein personaler Erzähler bin. Die Recherche fand unbewusst gleichzeitig statt, da ich über Mutismus mein Spezialgebiet für die Matura (Abitur) geschrieben hatte, während Stummes Lied zu wachsen begann.
Ich plane nicht. Gar nichts. Rein gar nichts. Ich kenne das Ende der Geschichten nicht, wenn ich sie beginne. Ich habe nicht die geringste Ahnung, was im nächsten Kapitel passieren wird und ich habe keine Ahnung, wie manche Charaktere sich verhalten werden.
Deswegen sitze ich manchmal am Ende eines Buches da, starre den letzten Satz an und denke mir: "Was war das jetzt gerade?"
#wirregedankenloswerdenmusste