Kommt mir jetzt nicht mit "Aber das ist doch Fiktion! Das ist Sci-Fi! Ich schreibe ja nur über High Fantasy!" - nein. Selbst in High Fantasy, Sci-Fi und den haarsträubendsten Geschichten, die man sich aus dem Ärmel schüttelt, gibt es etwas tolles, das sich "Beziehungen" nennt. Oder "Gefühle". Egal ob menschliche Beziehungen, tierische, menschenähnliche, Marsmännchen- oder Wookie - Beziehungen und Gefühle: sie sind auf irgendeine Art vorhanden.
Und dafür muss man leben. Wenn man Trauer nicht kennt, kann man nicht über Trauer schreiben. Wenn man Liebe nicht kennt, kann man nicht über Liebe schreiben. Wenn man Verrat nicht kennt, kann man nicht über Verrat schreiben.
Ich wäre ein schlechter Autor, wenn ich nicht in diesen Gefühlen gebadet hätte wie ein Kind im Schlamm. Ich habe mich in meiner Trauer gesuhlt, habe geliebt, bis ich daran fast kaputt gegangen wäre, habe verraten und wurde verraten. Ich kenne Scham, ich kenne das Gefühl von Hilflosigkeit und das verzweifelte Bedürfnis für einen geliebten Menschen da zu sein, ich weiß, wie man sich vorkommt, wenn man wertlos zu sein scheint und keinen Ausweg mehr sieht. Deswegen schreibe ich darüber und deswegen wage ich es darüber zu schreiben.
Aber ich schreibe auch über Sachen, die ich nie erfahren habe. Ich habe nicht erlebt, wie es sich anfühlt vergewaltigt zu werden. Ich habe auch nicht erfahren, wie es sich anfühlt, wenn man von einem geliebten Menschen geschlagen wird. Ich weiß auch nicht, wie es ist Mutter zu sein. Es gibt viele Dinge, die ich nicht erlebt habe, nicht am eigenen Körper zumindest. Doch mit meinen Charakteren bin ich an diesen Ort gegangen und habe mich dabei in ihnen verloren. Auf irgendeine Art habe ich ihren Schmerz erfahren, ebenso wie ihr Glück. Ich habe durch meine Charaktere hunderte von Geschichten durchlebt und war manchmal so eng mit ihnen verbunden, dass ich manchmal glaubte, sie zu sein.
Aber das ist nicht genug. Es ist niemals genug, nur durch seine Charaktere zu leben. Es wird niemals genug sein, im Zimmer vor seinem Laptop zu sitzen und in die Tasten zu hämmern. Man muss leben, auf jede erdenkliche Art und Weise, muss neue Erfahrungen suchen und sich darauf einlassen Mensch zu sein.
Das ist es, was ich mit jeder meiner Geschichten aussagen will, neben all den Themen, die ich darin noch bearbeite:
Hab keine Angst zu leben.