„Was willst du von mir?“, fragte sie ihn und er legte den Kopf nachdenklich schief, musterte sie stirnrunzelnd. Sie wollte nicht die Antwort, die er ihr zuvor gegeben hatte, sie wollte eine echte Antwort, ein Antwort, bei der sie entscheiden konnte, ob sie sich weiter auf ihn einlassen oder davon laufen sollte.
„Ich weiß es nicht“, sagte er ernst, als wüsste er, dass sie eine ehrliche Antwort brauchte, „aber ich glaube, ich will dich glücklich machen.“
Also - "Die Lauscherin" war ein Buch bei dem das Ende von Beginn feststand: es sollte ein Happy End sein. Es sollte eine Liebesgeschichte sein, die mit dem Versprechen "Für immer" beendet wird, mein Kopfnicken zu all den wunderschönen Liebesgeschichten, die ich so sehr liebe.
Ich ging an sie ein bisschen wie an einen Kuchen heran: ich suchte mir die Sachen zusammen, die ich gerne mochte, orientierte mich an einem grundsätzlichen Rezept, das mich an mein Endziel bringen würde und zog mein eigenes Ding durch. (So entstehen übrigens alle meine Kuchen. Sie schmecken nicht immer gut, aber naja.)
1. Die Protagonisten sind solche Protagonisten, die ich liebe. Schüchterne Protagonistinnen sind meine absoluten Lieblinge und dann misch noch einen grummeligen Griesgram hinzu, der natürlich tätowiert und mit einer kriminellen Vergangenheit gesegnet ist und ich bin pappsatt und glücklich. Von Fräulein "Reiss die Klappe auf und beschimpfe alle, die dir über den Weg laufen" habe ich mehr als genug gelesen und kann ich nicht mehr ab. Schüchterne Protagonistinnen, die mit ihrer Schüchternheit zu kämpfen haben, aber darunter ein Rückgrat aus Stahl haben, während sie ein warmes und offenes Herz haben - das sind meine Lieblinge.
2. Ich liebe, liebe, liebe Raffi. Ich könnte sie knuddeln und herzen und abknutschen, wenn sie echt wäre. Und ja, ich glaube, ich bin in dieser Hinsicht Mikail ziemlich ähnlich.
3. Lange habe ich überlegt, ob ich aus Mikails Sicht schreiben sollte und bei den Kapiteln "Brüder" und "Rosenträume" war ich auch kurz davor sie aus Mikails Sicht zu schreiben. Es ist mir tatsächlich schwer gefallen, weiterhin Raffis Sicht beizubehalten, aber ich wollte nicht am Ende des Buches einen Bruch hineinbringen. (Allerdings hat mein Gehirn Mikail noch nicht endgültig abgeschlossen. Es schreit nach einer Kurzgeschichte aus seiner Sicht.)
4. Paris. Warum ausgerechnet Paris? Eher - warum nicht Paris? Klar, es ist schon fast übertrieben kitschig, aber ich wollte Franzosen und eine gewisse Nähe zu London (wegen Hel. Ja, Hel hat bei der Planung eine größere Rolle gespielt als in der Geschichte selbst.)
5. Die Lauscherin ist ein Spin-Off von Farbenpunkte. Aber keiner, der auf irgendeine Weise mit der Geschichte tatsächlich zu tun hat. Es gibt Verbindungen und Andeutungen, es gibt Charaktere und das eindeutigste sind wohl die Briefe bzw. Tagebuchauszüge, die in den letzten zwei Kapitel ihren Platz finden. Ich weiß noch nicht, ob es wirklich gut war, dass die Tagebücher dort drinnen sind. Aber ehrlich gesagt: ich mag sie. Deswegen sind sie da.
6. Ilja Volkov ist einer meiner neuen Favoriten. Bis er den Saal betreten hatte, wusste ich nicht, dass er existieren würde, aber das sind ja bekanntlich die besten Charaktere. Er kam aus meinen Fingern, sah mich mit seinen dunklen Augen an und ich fiel wie ein gejagter Hirsch - oh ja, die Melodramatik kann ich gut.
Kurzum: ich mag Ilja. Er bekommt eine Geschichte, aber ich weiß nicht, wann ich sie schreiben werde. Aber es wird eine meiner typischeren Geschichten. Und wir alle wissen ja schon, was das bedeutet...
7. Diamanten sind extrem cool und genial, aber ich kenne mich kaum damit aus. Zwar habe ich mich durch Wikipedia-Artikel, Verkaufsseiten und was ich sonst noch so finden konnte gewühlt, aber ich bezweifle, dass ich es geschafft habe, auch nur einen Bruchteil zu erfassen. Sollte jemals ein Diamantenkenner mein Buch lesen und er daraufhin feststellen, dass ich jede Menge Blödsinn geschrieben habe, wäre ich ihm dankbar für einen Crash-Kurs. Zu erreichen bin ich ja für euch relativ gut ;)
8. Raffi spricht deswegen so viele Sprachen, weil ich mich erstens nicht entscheiden konnte und zweitens weil ich die Ironie liebe, dass sie zwar so viele Sprachen versteht, aber in keiner richtig sprechen kann, weil sie so schüchtern ist. (Hier bitte bösartiges Autorenlachen einfügen)
9. Russland und die ganzen Einreisebeschränkungen und Visa haben mich graue Haare (figurativ gesprochen) und schlaflose Nächte (tatsächlich) gekostet. Ich war zwischendurch mal kurz davor alles umzuschmeißen und ein Land in der EU stattdessen zu nehmen, aber ich bin nicht gut darin meine Geschichte so drastisch umzuwerfen. Außerdem mag ich St. Petersburg.
10. "Die Lauscherin" war zwar eines der Bücher, die vielleicht gerne gelesen werden und die sich einer der größten Bekanntschaft erfreuen, doch freiwillig werde ich vermutlich kein zweites Mal eine reine Liebesgeschichte schreiben. Macht euch auf Drama, Traurigkeit und Wut gefasst, denn glückliche Liebe wird es nur mehr als nebensächliches Gewürz geben. Und Happy Ends? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Ich übernehme keine Verantwortung für den Weg, den meine Geschichten nehmen.
11. Allerdings ist die Lauscherin auch eines der Bücher, bei denen ich das Gefühl habe, dass ich sie gut geschrieben habe. Vielleicht ist sie von ihrer Thematik nicht weltbewegend, aber welche Geschichte ist das schon? Aber ich finde (vor allem, wenn ich sie mit vorher gegangenen Büchern von mir vergleiche), dass ich mich stilistisch bei ihr weiter entwickelt habe und jetzt gerade sehe ich sie und denke mir: "Hey, das hast du wirklich großartig geschrieben."
Danke, dass ihr mich bei diesem Buch begleitet habt. Es war ein tolles Erlebnis so viel Zuspruch und Begeisterung zu erhalten. Ich hoffe, ein paar von euch werden irgendwann einmal wieder zu diesem Buch greifen und es mit einem Lächeln auf den Lippen lesen können.
Und hoffentlich wird es dann in einer Print-Ausgabe in eurem Bücherkasten stehen ...
Liebe Grüße
eine träumende Autorin
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